Icon von Eye-Able - Strichmännchen mit einladender Haltung
langimg

Sammlung zur Stadtgeschichte

© Landeshauptstadt Schwerin/Norbert Credé, Stadtgeschichtliche Sammlungen

Museum für Stadtgeschichte: wechselvolle Vergangenheit - ungewisse Zukunft

Klavier der ehemaligen Schweriner Perzina-Pianofabrik © Landeshauptstadt Schwerin/Norbert Credé

Es existierte nur für einen kurzen Zeitraum. Doch vielleicht gibt es ja bald wieder ein Schweriner Stadtgeschichtsmuseum, das Schweriner/innen und Besucher/innen der Stadt besichtigen können. Die stadtgeschichtliche Sammlung verfügt mit mehr als 50.000 Exponaten über reichlich interessante Ausstellungsobjekte. Es gibt ein überzeugendes Konzept für ein neues Museum, das auf politischer Ebene im Gespräch und von vielen Seiten gewollt ist. 

Lesen Sie hier weiter...

Geschichte des Schweriner Stadtmuseums
Biedermeierzimmer im ehemaligen Museum für Stadtgeschichte am Großen Moor © Landeshauptstadt Schwerin/Norbert Credé

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden in vielen deutschen Städten Stadt- oder Heimatmuseen aus privaten bürgerlichen Sammlungen, die den Städten für ein Heimatmuseum übereignet wurden. Diese Sammlungen bestimmten in starkem Maß das Selbstbewusstsein des wachsenden, wohlhabenden und gebildeten städtischen Bürgertums mit und begründeten die Identifikation mit der Stadt als Heimat.

In Schwerin stellt sich diese Entwicklung anders dar. Hier gab es bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein kein Heimatmuseum oder Museum zur Geschichte der Stadt. Deshalb begann das Stadtarchiv Schwerin stadtgeschichtlich relevante Sachgüter und Bilder zu einer Sammlung zusammen zu tragen – auch vor dem Hintergrund des 1960 begangenen 800jährigen Stadtjubiläums. Die seinerzeit vom Stadtarchiv beauftragten Stadtmodelle sind beispielsweise heute Bestandteil der Stadtgeschichtlichen Sammlung.

Offensichtlich waren dieses Stadtjubiläum und der den Museen in der DDR zugeschriebene Bildungsauftrag entscheidende Impulse zur Schaffung eines kommunalen Museums. 1963 begann die Geschichte des Historischen Museums mit der Einrichtung der „Abteilung Geschichte der neuesten Zeit und Zeitgeschichte“ im Staatlichen Museum, die gemeinsam mit der volkskundlichen Abteilung das Bezirksheimatmuseum im Bezirk Schwerin bildete.

Aus dieser Abteilung ging 1970 das Historische Museum Schwerin als kommunales Museum hervor. Gleichzeitig eröffnete das heutige Freilichtmuseum für Volkskunde in Schwerin-Mueß. 1985 bezog das Historische Museum ein Bürgerhaus am Großen Moor. Spätestens damit war faktisch die Trennung der beiden Abteilungen vorgezeichnet, die 1990 mit der Umwidmung des Historischen Museums zu einem Museum für Schweriner Geschichte auch real vollzogen wurde.

Aus der vom Stadtarchiv seit 1960 gebildeten Sammlung war 1976 die Ausstellung „Schwerin – gestern, heute, morgen“ im Säulengebäude am Markt hervorgegangen. Mit der Einrichtung eines Stadtgeschichtsmuseums 1990 fielen diesem das Säulengebäude, die Ausstellung und das Personal zu. Die seit ihrer Rekonstruktion 1985 als Schauanlage betriebene Schleifmühle blieb, wie auch das Säulengebäude, bis 1995 Außenstelle des Stadtgeschichtsmuseums.

1995 gab man die besucherstarken Außenstellen Schleifmühle und Säulengebäude auf. Diese Einrichtungen vereinten ca. 80 Prozent aller Besuche. Im Jahre 2005 erfolgte die Schließung des Standorts Großer Moor 38 und damit der Ausstellung zur Schweriner Geschichte.

Damit ist das Museum aber nicht verschwunden: Die in 35 Jahren zusammengetragene stadtgeschichtliche Sammlung besteht weiter, wenn auch unter Bedingungen, die kaum ihren Erhalt, geschweige denn einen Ausbau zulassen.

(Anmerkung: Stadtgeschichtlich gesammelt wurde erst ab 1970, richtig eigentlich erst seit 1985; die frühe Sammlung war weitgehend volkskundlich).

Sammlung des Stadtgeschichtsmuseums Schwerin
Hut aus der Wendezeit (1989) © Landeshauptstadt Schwerin/Norbert Credé

Das Stadtgeschichtsmuseum Schwerin, 1991 aus dem vormaligen Historischen Museum Schwerin hervorgegangen, ist seit April 2005 geschlossen. Seitdem erschließen und betreuen die verbliebenen Mitarbeiter die Bestände.

Die Sammlung umfasst derzeit ca. 50.000 Objekte und untergliedert sich in verschiedene Sammlungsbereiche:

Mobiliar, Wohnungseinrichtung und -dekoration mit einer kulturgeschichtlich bedeutenden Tapetensammlung;

Hausrat und technische Haus- und Bürogeräte aller Art des Wohnens, des Hobbys, der Freizeitgestaltung oder der Arbeit;

Handwerk, Handel und Gewerbe mit Werkzeugen, Werkstatteinrichtung und Erzeugnissen;

Kleidung jeglicher Art;

Schule und Kindheit mit Schulmöbeln und Lernmitteln, Kindergarteneinrichtungen, Kinderspiele, Spielzeug;

Plakatsammlung mit politischen, Veranstaltungs- und Kinoplakaten;

Stadtbilddokumentation mit Architekturelementen, Stadt- und Hausmodellen, Straßennamensschildern, Gedenk- und Werbetafeln;

Bilder- und Kunstsammlung mit Gemälden, Drucken, Fotografien, Skulpturen;

Familiennachlässe von Schweriner Persönlichkeiten und als Besonderheit einen Teil der Ausstellung des

„Museums“ der russischen Streitkräfte in Schwerin.

Mit der Gründung des Historischen Museums im Jahr 1970 als Bezirksmuseum für den Bezirk Schwerin begann die regional- und lokalgeschichtliche Sammlung. Mit der Einrichtung einer eigenständigen Ausstellung im Haus Großer Moor 38 im Jahr 1985, verstärkt nach Beginn der Umgestaltung zu einem Stadtgeschichtsmuseum nach 1991, verlagerte sich der Sammlungsschwerpunkt zunehmend in Richtung Schweriner Geschichte. So gehören Dokumente, Gegenstände und Produkte von Schweriner Betrieben und Einrichtungen (z.B. Erzeugnisse, Verwaltungsunterlagen, Brigadebücher) ebenso zum Bestand wie auch persönliche Gegenstände aus Schweriner Familien (z.B. Fotoalben, Kleidung, Briefe, Urkunden, Spielzeug).

Sinn und Zweck der Sammlung ist es, die Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner zu dokumentieren und in Form der gesammelten Sachgüter zu bewahren, zu erforschen und eigentlich auch in Ausstellungen und bei Veranstaltungen zu vermitteln. Mehr als ein Jahrzehnt Schließung des Ausstellungshauses am Großen Moor bedeutet, dass das Stadtgeschichtsmuseum ebenso lange seiner Bildungsaufgabe und seinem Sammlungsauftrag nicht oder nur eingeschränkt nachkommen konnte. Verluste an Sachgütern und Dokumenten zeitigen Bestandslücken, deren Schließung nur schwer oder gar nicht aufzuholen sein wird, wie die Geschichte lehrt. Denn schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts lehnte der Schweriner Magistrat die Übernahme von Sammlungen der Bürger der Stadt ab, weshalb Zeugnisse ganzer Epochen und wichtiger historischer Institutionen und Ereignisse heute nicht mehr mit authentischen Sachgütern dokumentiert werden können.

30 Jahre Landeshauptstadt Schwerin – Sonderausstellung im Sommer 2021
   Kurator Dr. Jakob Schwichtenberg beim Aufbau der Sonderausstellung © Landeshauptstadt Schwerin/Jacqueline Saß

Vor 30 Jahren wurde Schwerin formell und urkundlich bestätigt zur Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern ernannt, nachdem der Landtag bereits im Oktober 1990 hierüber entschieden hatte. Innenminister Dr. Georg Diederich übergab die entsprechende Urkunde am 11. Juli 1991 im Demmlersaal des Rathauses an Oberbürgermeister Johannes Kwaschik. „Die Entscheidung für Schwerin als Sitz des Landtages und der Landesregierung bleibt ein wichtiger Meilenstein unserer Stadtgeschichte. Das hat der Stadt wichtige Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet und den Abgeordneten unseres Landes mit dem Schweriner Schloss den schönsten Landtagssitz Deutschlands verschafft“, sagte Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier.

Das historische Ereignis war Anlass für eine Sonderausstellung unter dem Titel „LHS SN 30: Ein Erinnerungsmosaik der Jahre 1991 bis 2021“ am geschichtsträchtigen Ort. Anhand zahlreicher Objekte der Stadtgeschichtlichen Sammlung wurden Facetten der vergangenen 30 Jahre kaleidoskopisch präsentiert und greifbar gemacht. Zu sehen waren u. a. der Ehrenring der Stadt Schwerin, welcher der Ehrenbürgerin Bertha Klingberg für ihr Engagement um die Landeshauptstadt verliehen wurde, das Goldene Buch der Stadt, das jährlich zum Besuch des Martensmanns genutzte Zinngeschirr und viele kleinere und größere Objekte der Stadtgeschichtlichen Sammlung.

 

Sommermuseum 2019 - eine Rückschau auf eine Erfolgsausstellung
 © Landeshauptstadt Schwerin/Philipp Seemann

Tausende Besucher strömten in nur wenigen Wochen in die spontan zusammengestellte Sonderausstellung zur Stadtgeschichte Schwerins in das Säulengebäude am Markt. Viele sind überzeugt: Das war ein riesiger Erfolg. Wir brauchen wieder ein Museum für Stadtgeschichte in Schwerin.

Sommermuseum - ein sechswöchiger Traum vom Stadtgeschichtsmuseum (Rückblick)
Schwerin - wie es wurde, was es ist (Rückblick)
Stadtgeschichtliche Ausstellung in den Schweriner Höfen © Norbert Credé

Dauerausstellung "Schwerin - wie es wurde, was es ist" von 2016 bis 2021

Beim Einkaufsbummel in der City konnten Interessierte in den Schweriner Höfen einfach mal einen Ausflug in die Ausstellung zur Stadtgeschichte unternehmen. Der Eintritt war frei! Herzstücke der Schau waren Stadtmodelle Schwerins verschiedener Epochen und Modelle historischer Gebäude.

Blütezeiten und Zerstörung…

bestimmte die nahezu 1000jährige Geschichte Schwerins von der ersten Slawenburg Zuarin bis in die heutige Zeit.

Viele Gebäude und sogar Straßenzüge fielen in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder Großfeuern zum Opfer. So bauten die Schweriner in der frühen Neuzeit ihre Stadt mehrfach neu auf. Nach gut 80 Jahren Abwesenheit des Hofes entwickelte sich Schwerin im 19. Jahrhundert zu einer repräsentativen Residenzstadt. Bekannte Baumeister wie Friedrich August Stüler, Gottfried Semper oder die Schweriner Georg Adolph Demmler, Hermann Willebrand und andere verewigten sich mit repräsentativen Bauten, allen voran mit dem Schloss als Höhepunkt der Baukunst des Historismus. Die Stadt wuchs enorm und in der Gründerzeit entstanden viele neue Stadtviertel. Nach Jahrzehnten der Stagnation durch die beiden Weltkriege errang Schwerin, das im Krieg fast unzerstört blieb, durch Zuzug, Industrialisierung und Errichtung der neuen Stadtteile Weststadt, Lankow und Großer Dreesch zu DDR-Zeiten den Großstadtstatus.

Reich bebilderte Informationstafeln berichteten über stadtgeschichtlich bedeutsame Ereignisse und stellten ausführlich dar wie Schwerin wurde, was es heute ist.

Unterstützen Sie den Historischen Verein Schwerin >>>
Zurück Seite drucken

Kontakt Museum Mueß

Landeshauptstadt Schwerin
Freilichtmuseum für Volkskunde Schwerin-Mueß
Alte Crivitzer Landstraße 13
19063 Schwerin
Tel.: 0385 20841-0
E-Mail: freilichtmuseum@schwerin.de

Landeshauptstadt Schwerin - Stadtgeschichtliche Sammlung

Dr. Jakob Schwichtenberg
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Portrait vom Mitarbeiter

Puschkinstr. 13
19055 Schwerin

0385-5912723

Was Sie auch interessieren könnte